Hochsensibilität im Vergleich: Wie unterscheidet sie sich von anderen Persönlichkeitstypen?
- Beate Krull
- 20. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit
In der Psychologie wird oft betont, wie einzigartig jeder Mensch ist. Unsere Persönlichkeit setzt sich aus einer Vielzahl von Eigenschaften zusammen, die uns in unserer Wahrnehmung, unserem Denken und Handeln beeinflussen.
Eine dieser Eigenschaften, die immer mehr Aufmerksamkeit erhält, ist die Hochsensibilität. Doch wie unterscheidet sich Hochsensibilität von anderen Persönlichkeitstypen? Um Hochsensibilität besser zu verstehen, ist es hilfreich, sie im Kontext anderer Persönlichkeitsmerkmale zu betrachten. Im Folgenden vergleichen wir Hochsensibilität mit verschiedenen gängigen Persönlichkeitstypen und -modellen.
Hochsensibilität vs. Introversion und Extraversion
Ein häufiger Irrglaube ist, dass Hochsensibilität gleichbedeutend mit Introversion ist. Während viele hochsensible Menschen introvertiert sind, gibt es auch hochsensible Extravertierte. Ein wichtiger Unterschied zwischen Extraversion und Introversion liegt darin, wie Menschen Energie gewinnen und sich erholen: Introvertierte tanken Energie durch Ruhe und Zeit allein, während Extravertierte ihre Energie in sozialen Interaktionen finden. Hochsensible Menschen nehmen ihre Umgebung jedoch intensiver wahr und benötigen häufig mehr Erholungsphasen, um Reize zu verarbeiten - und das betrifft extravertierte genauso wie introvertierte Personen.
Für hochsensible Extravertierte kann dies bedeuten, dass sie zwar gerne unter Menschen sind, aber dennoch regelmäßige Rückzugszeiten benötigen, um nicht überfordert zu werden. Hochsensible Introvertierte hingegen profitieren besonders von ruhigen Umgebungen und sollten bewusst Zeit für sich selbst einplanen.
Hochsensibilität vs. Empathie
Empathie ist die Fähigkeit, die Emotionen anderer Menschen zu verstehen und nachzuvollziehen. Hochsensible Menschen sind oft sehr empathisch, aber nicht jede empathische Person ist hochsensibel. Hochsensible Personen nehmen emotionale und soziale Signale oft stärker wahr und spüren tief mit, was in ihrer Umgebung vor sich geht. Diese intensive Form der Empathie kann sowohl eine Stärke als auch eine Herausforderung sein.
Während Empathie allein darauf abzielt, die Gefühle anderer zu erkennen, bedeutet Hochsensibilität zusätzlich, dass diese Wahrnehmung tief im eigenen Inneren verarbeitet wird. Hochsensible Menschen sollten daher lernen, ihre eigenen Emotionen von denen anderer abzugrenzen, um emotionale Erschöpfung zu vermeiden.
Hochsensibilität vs. Sensation Seeking
Ein interessanter Gegensatz zur Hochsensibilität ist das sogenannte Sensation Seeking, also die Suche nach besonders intensiven und neuen Erfahrungen. Während hochsensible Menschen oft Reize minimieren müssen, um nicht überfordert zu werden, suchen Sensation Seeker aktiv nach aufregenden Erlebnissen. Doch auch hier gibt es Überschneidungen: Es gibt hochsensible Sensation Seeker, die einerseits stark auf Reize reagieren und andererseits den Drang verspüren, sich in herausfordernde oder neue Situationen zu begeben.
Dieser innere Konflikt kann dazu führen, dass sich hochsensible Sensation Seeker schnell überlastet fühlen. Für sie ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen aufregenden Aktivitäten und ausreichenden Erholungsphasen zu finden.
Hochsensibilität vs. Perfektionismus
Hochsensibilität und Perfektionismus können Hand in Hand gehen, aber sie sind nicht dasselbe. Hochsensible Menschen nehmen Details stärker wahr und neigen dazu, hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen, was manchmal zu perfektionistischen Tendenzen führen kann. Perfektionismus ist jedoch eine spezifische Verhaltensweise, die darauf abzielt, Fehler zu vermeiden und extrem hohe Standards zu erfüllen.
Während Perfektionismus oft von einem Bedürfnis nach Kontrolle oder Angst vor Fehlern angetrieben wird, ist Hochsensibilität mehr eine Frage der intensiven Wahrnehmung und der tiefen emotionalen Reaktionen auf die Umwelt. Hochsensible Menschen sollten sich bewusst machen, dass es in Ordnung ist, nicht immer perfekt zu sein, und dass das Streben nach Perfektion nicht die eigene Zufriedenheit gefährden sollte.
Hochsensibilität vs. Neurotizismus
Neurotizismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das sich durch emotionale Instabilität und Neigung zu negativen Gefühlen wie Angst und Unsicherheit auszeichnet. Hochsensibilität wird manchmal mit Neurotizismus verwechselt, da beide Merkmale eine starke emotionale Reaktivität beinhalten. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass Hochsensibilität an sich keine negative Emotion beinhaltet, sondern eine verstärkte Wahrnehmung und Verarbeitung von Reizen.
Hochsensible Menschen können tief empfinden und intensiv auf Stress reagieren, sind aber nicht zwangsläufig neurotisch. Während Menschen mit hohem Neurotizismus oft Schwierigkeiten haben, mit Stress umzugehen, können Hochsensible durch den richtigen Umgang mit ihren Empfindungen und eine bewusste Selbstfürsorge ein stabiles und ausgeglichenes Leben führen.
Was bedeutet das für Sie?
Das Verständnis der Unterschiede zwischen Hochsensibilität und anderen Persönlichkeitstypen kann Ihnen helfen, sich selbst besser zu verstehen und Ihren Lebensstil entsprechend anzupassen. Wenn Sie hochsensibel sind, ist es wichtig, sich Ihrer einzigartigen Stärken bewusst zu werden und Strategien zu entwickeln, um Überforderung zu vermeiden.
Mehr zu Hochsensibilität finden Sie hier.


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